GESCHLOSSENE AUSSICHT

Bartosz Kokosinski studierte Malerei. Bereits während seines Studiums an der Krakauer Akademie der bildenden Künste wurde die Malerei für ihn zum Beginn einer Diskussion, die Koskosinski inzwischen seit fast 10 Jahren mit seinen eigenen Gemälden führt.

Kokosinski fragt nach der Zweckmäßigkeit der Malerei und wird so Teil des ständig wiederbelebenden Diskurses.
Er schafft ein Bild, das sich seiner Grenzen bewusst ist. Leinwand ist für Bartek nicht mehr nur ein Malmedium oder ein Grund zum Übermalen. Die Leinwand beginnt das gleiche zu sein, was Kokosinski darstellen möchte.
Für ihn ist der Rahmen ein wichtiger Teil des Bildes.
Einerseits trennt der Bilderrahmen den Inhalt des Gemäldes vom Rest der Welt, beschränkt jedoch (und dies ist ein zentrales Thema für Kokosinski) das Malen auf diese Rahmen.

Um diese Rahmenbeschränkung aufzuzeigen, weicht Kokosinski von dem, was für die Malerei so charakteristisch ist, von seiner Zweidimensionalität ab.
Aus den Bildern wird der Inhalt „ausgegossen“, wodurch dreidimensionale Objekte entstehen.

 

Bartosz Kokosinski beschloss in Nürnberg eine Wand des Krakauer Hausgebäudes zu bearbeiten.
Und wieder wurden das Hauptthema seiner Arbeit die Rahmen.
Bartosz konfrontierte den Fensterrahmen mit dem Bilderrahmen. Einerseits schließt das Fenster in Rahmen ein zufälligen Landschaft ein, andererseits ermöglicht es uns, durch seine Rahmen in den Raum zu schauen, der im Prinzip geschlossen ist und etwas Privatsphäre zu schützen scheint.

Bartosz baut diese Fenster zu und bedeckt sie mit einem neuen Bild.
Der Blick aus dem Fenster, an den alle Bewohner des Hauses gewöhnt waren, wurde plötzlich von einem undefinierten Objekt verdeckt, was in uns ein Gefühl der Begrenzung und Unsicherheit hervorrufen kann.

Und dieser Eingriff ist kein Zufall. Die Arbeit entstand zu einer Zeit, auf die keiner von uns vorbereitet war. Die Pandemie, der unser komfortables strukturiertes Leben Tag für Tag in Unsicherheit verwandelte, sperrte uns mit unseren oft zufälligen Fensteraussichten in Häuser ein.

Wenn wir von der Straße aus auf die Fassade des Krakauer Hauses schauen, sehen wir 3 blaue Vierecke anstelle der Fenster. Die blaue Farbe hat beruhigende Eigenschaften. Ohne Fenster wird die Fassade des Hauses zu einer flachen Wand, an die der Maler seine Bilder gehängt hat.
Wenn wir uns die abstrakte blaue Kompositionen ansehen, können wir die Linien darin sehen, vielleicht ist es der Horizont?

 

Kokosinski wollte Nürnberg neue Ansichten geben, brachte und hängte seine abstrakte Landschaft auf. Wie bei Bartek üblich war es jedoch nicht möglich, alles in vier Rahmen zu schließen. Der Inhalt eines Bildes sprang aus dem Rahmen.

Es kann eine Meereswelle aus der Nachbarlandschaft sein.

Oder vielleicht ist es ein Müllsack, der sich auch in die benachbarte Landschaft der städtischen Mülleimer einfügt…

Im Video (hier) können wir sehen, dass die unelegante Konnotation von Kokosinskis Arbeit mit dem Müll vielleicht nicht ganz falsch ist. Bartek sammelt Gegenstände, die später nicht in seine Bilder passen. Er nennt es die Müllabfuhr selbst.